Wenn es um Sonnenschutz geht, denkt man sofort an die Haut im Gesicht und am Körper – dabei wird ein besonders empfindlicher Bereich oft vergessen: die Lippen.
Dabei ist die Haut der Lippen eine der dünnsten und empfindlichsten überhaupt, mit physiologischen Eigenschaften, die sie besonders anfällig für Schäden durch ultraviolette (UV-)Strahlen machen.
Die Lippen vor der Sonne zu schützen, ist daher nicht nur eine ästhetische Maßnahme, sondern ein wichtiger Beitrag zur Gesundheit.
Warum die Lippenhaut so empfindlich ist
Die Lippen sind mit einer sehr dünnen Schleimhaut bedeckt, die keine Hornschicht aufweist und nahezu keine Melanin enthält – das Pigment, das die Haut vor UV-Strahlung schützt.
Das bedeutet, dass sie keinen natürlichen Schutz vor Sonneneinstrahlung haben.
Außerdem besitzen die Lippen keine Talgdrüsen und können sich daher nicht selbst mit Feuchtigkeit versorgen: Sie neigen leicht zu Trockenheit und Rissen, besonders bei extremen Wetterbedingungen wie starker Sonne, Wind oder trockener Kälte.
Sichtbare Schäden: Risse, Rötungen und Austrocknung
Die häufigste Auswirkung der Sonne auf die Lippen ist die Austrocknung.
Nach längerer Sonneneinstrahlung können die Lippen trocken werden, spannen, kleine Risse oder Bläschen bilden und gerötet oder schmerzhaft sein.
In schwereren Fällen kann sich eine sogenannte solare Cheilitis entwickeln – eine chronische Entzündung, die auch zu anhaltender Schuppung führen kann.
Die kumulative Wirkung solcher Sonneneinwirkung kann langfristig das Gewebe der Lippen schädigen.
Unsichtbare Schäden: aktinische Cheilitis und Krebsrisiko
Eine der langfristigen Folgen ungeschützter Sonneneinstrahlung ist die aktinische Cheilitis (auch aktinische Cheilose genannt) – eine präkanzeröse Veränderung, die vor allem die Unterlippe betrifft.
Sie äußert sich durch chronische Trockenheit, Farbveränderungen, Risse oder anhaltende Krustenbildung.
Diese Veränderung sollte keinesfalls unterschätzt werden, denn sie gilt als Vorstufe eines Plattenepithelkarzinoms – eines bösartigen Hauttumors.
Laut der Skin Cancer Foundation ist die Unterlippe 12-mal häufiger von Hautkrebs betroffen als die Oberlippe, da sie stärker direkter Sonneneinstrahlung ausgesetzt ist.
Wer besonders gefährdet ist
Grundsätzlich sollte jeder seine Lippen vor der Sonne schützen, doch einige Gruppen sind besonders gefährdet: Menschen, die im Freien arbeiten oder Sport treiben (insbesondere Skifahrer, Radfahrer, Läufer und Segler), Menschen mit heller Haut und Kinder, deren Haut dünner und empfindlicher ist.
Auch wer regelmäßig photosensibilisierende Produkte wie Antibiotika oder Retinoide verwendet, sollte besonders vorsichtig sein.
Wie man die Lippen wirksam schützt
Die Lösung ist einfach, wird aber oft übersehen: die Verwendung eines Lippenbalsams mit Lichtschutzfaktor (LSF).
Die besten Produkte enthalten Breitbandfilter (gegen UVA- und UVB-Strahlen), sind wasserfest und bieten zudem eine pflegende Wirkung.
Für längere Aufenthalte in der Sonne – etwa am Strand oder in den Bergen – empfiehlt sich ein Lichtschutzfaktor von mindestens 30.
Besonders wirksam sind Produkte, die speziell für die Lippen entwickelt wurden und keine reizenden Inhaltsstoffe oder künstlichen Duftstoffe enthalten.
Hier einige zuverlässige Beispiele:
Vorsicht im Winter und an bewölkten Tagen
Viele denken, dass Lippenpflege nur im Sommer nötig ist – das stimmt aber nicht.
Auch im Winter, besonders im Schnee, können UV-Strahlen durch die reflektierende Wirkung der weißen Oberfläche sehr intensiv sein.
Ebenso können an bewölkten Tagen bis zu 80 % der UV-Strahlen durch die Wolken dringen – daher ist der Schutz der Lippen das ganze Jahr über wichtig.
Natürliche und ergänzende Pflegemittel
Zusätzlich zu Sonnenbalsamen ist es sinnvoll, die Lippen regelmäßig mit beruhigenden und pflegenden natürlichen Inhaltsstoffen wie Sheabutter, Kokosöl, Jojobaöl und Vitamin E zu versorgen.
Einige dieser Inhaltsstoffe sind bereits in Sonnenschutzbalsamen enthalten, können aber auch abends nach dem Sonnenbad verwendet werden, um die Lippen zu regenerieren und zu nähren.
Auch eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr ist wichtig: Regelmäßiges Trinken hilft, Haut und Schleimhäute von innen zu hydratisieren.
Warnsignale, die man nicht ignorieren sollte
Wenn die Lippen länger als zwei Wochen verändert erscheinen (nicht heilende Krusten, dauerhafte Schuppung, verdächtige Verhärtungen oder Farbveränderungen), sollte ein Dermatologe aufgesucht werden.
Bei Verdacht auf aktinische Cheilitis kann eine Biopsie erforderlich sein, um eine Krebserkrankung auszuschließen.
Kindern den Schutz beibringen
Kinder schon früh daran zu gewöhnen, ihre Lippen zu schützen, ist ein wichtiger Beitrag zur Gesundheitsbildung.
Die Verwendung eines Lippenpflegestifts mit UV-Schutz in den Bergen, am Strand oder im Park sollte genauso selbstverständlich sein wie das Eincremen des Gesichts.
Es gibt spezielle Produkte für Kinder, die sanft formuliert sind, ohne Duftstoffe auskommen und physikalische Filter enthalten, die für ihre empfindliche Haut geeignet sind.
Die Lippen vor der Sonne zu schützen, ist ein einfacher, aber sehr wichtiger Schritt.
Wer darauf verzichtet, riskiert nicht nur sichtbare Folgen wie Trockenheit und Risse, sondern auch schwerwiegendere Probleme wie aktinische Cheilitis und Hautkrebs.
Ein Lippenbalsam mit LSF in die tägliche Routine aufzunehmen, ist eine kleine Maßnahme mit großer Wirkung – nicht nur im Sommer, sondern das ganze Jahr über.
Die Lippen verdienen dieselbe Aufmerksamkeit wie die Gesichtshaut: Sie sind zart, empfindlich und wertvoll – und sollten mit Achtsamkeit gepflegt und geschützt werden.